Lady Sas: Liebe Lady Velvet Steel, wie kamst Du auf
Deinen Namen und was soll er zum Ausdruck bringen?
Lady Velvet Steel: Als ich damals mit der professionellen
Dominanz begonnen hatte, nannte ich mich Lucy DeLunatic. Leider stellte sich
dieses Wortspiel als zu kompliziert für die deutschen Gäste heraus, auch konnte
es kaum einer richtig aussprechen. Fast ein Jahr nach der Aufnahme meiner
Tätigkeit als Domina habe ich mich daher entschlossen, mich umzubenennen. Velvet - Samt und Steel - Stahl spiegeln
dabei meinen Zugang zur Dominanz wieder. Ich begegne meinen Gästen und
SpielpartnerInnen als gleichwertiger Mensch auf Augenhöhe, doch soll man
sich davon nicht täuschen lassen, denn sobald die Session beginnt, weht ein
anderer Wind. Doch selbst wenn die Session besonders
hart oder extrem erniedrigend wird, verliere ich nicht das Wohlergehen meiner
Gäste aus den Augen. Das 'begleitete Wiederankommen' im Alltag finde ich gerade
nach einem intensiven Spiel wichtig.
Lady Sas: Interessant! Hattest Du einen Plan B, wenn es mit der
Arbeit als Domina nicht geklappt hätte?
Lady Velvet Steel: Ich bin ja nicht von jetzt auf gleich als
Vollzeitdomse eingestiegen, eher hat mich meine Leidenschaft an diesen
faszinierenden Beruf herangeführt. Privat hatte ich schon einiges an Erfahrung,
aber die Arbeit im Studio unterscheidet sich schon noch mal um einiges. Daher war es mir wichtig, mich in einem
Studio anlernen zu lassen. Meine Lehrmeisterin war eine sehr umsichtige und
grossartige Domina, die sich leider mittlerweile ins Privatleben zurückgezogen
hat.
Damals habe ich mit den typischen
Studentenjobs mein Studium finanziert und mich nebenbei auch als Pyroartistin
selbständig gemacht. Insofern war ich nie darauf angewiesen x Gäste am Tag
abzufertigen, nur um meine Rechnungen bezahlen zu können. Das würde mir auch
gar nicht gefallen. Meine Herangehensweise an BDSM ist eine sehr persönliche,
da kann und will ich gar nicht mit Jedem. Mittlerweile möchte ich diese wunderbare
Beschäftigung nicht mehr missen. Glücklicherweise besuchen mich auch genügend
tolle Menschen, daher muss ich mir um etwaige Alternativen zur Zeit keine
Gedanken machen.
Lady Sas: Auf Deiner Webseite habe ich gesehen,
dass Du schon seit einiger Zeit einen privaten Putzsklaven suchst. Woran
scheitert es bei den Bewerbern?
Lady Velvet Steel: Natürlich träumen viele ambitionierte
Putzsklaven davon, in die Dienste einer Domina zu treten. Allerdings
unterscheidet sich dieses Kopfkino teilweise vehement von der tatsächlichen
Arbeitsrealität. Als Domina habe ich teilweise täglich in
meinen Sessions mit der Wunscherfüllung meiner Gäste zu tun, was auch in
Ordnung ist, schliesslich verstehe ich mich als Profi ja auch ein Stück weit
als Dienstleisterin. Gemeinsam setzen wir das Kopfkino des Gastes um. Privat hingegen, hege ich ganz andere
Ansprüche. Da geht es ausschliesslich um MEIN Kopfkino. Der Untergebene betritt
MEINE Privatsphäre und hat MIR nach MEINEN Vorstellungen zu dienen. Das ist
einerseits ein grosses Privileg, da ich strikt zwischen Profession und
Privatleben trenne, andererseits wird da der Anwärter auch mit der teilweise
harten Realität des wahren Dienens konfrontiert. Das macht mitunter nämlich gar
keinen Spass und ist bisweilen total unsexy. Erst dieses Frühjahr musste ich eine ganz
vielversprechende Zofe gehen lassen, da sie nicht verstehen wollt, dass sie als
Untergebene das Privileg hat, mir zu Diensten zu sein, aber nicht das Recht,
sich in mein Privatleben einzumischen oder 'dramatisch' um Aufmerksamkeit zu
heischen. Das war wirklich enttäuschend, da sie
fast ein Jahr in meinem Dienst stand, ich viel Zeit und Arbeit in sie gesteckt
habe und sie eigentlich auch über 9 Jahre in einem Berliner Studio gedient hat.
Da hätte ich mir viel mehr erwartet. Kurz gesagt, in meinem Privatleben mache
ich keine Kompromisse, da gebe ich mich nur mit dem Besten zufrieden. Das gilt
eben auch ganz besonders für Putzsklaven. Alles andere wäre ja auch Quatsch, da
würde ich mir dann lieber eine ordentliche Putzkraft anstellen.
Lady Sas: Du bist eine Wärterin des
SM-Langzeitprojekts „Straflager“. Was verbirgt sich hinter diesem
Projekt?
Lady Velvet Steel: Genaugenommen bin ich die Initiatorin des
Straflagers, eine Einrichtung meines Institutes zur manuellen
Verhaltenskorrektur. Hier geht es ebenfalls um ein
ausgefallenes und sehr intensives Spiel. Das klassische Rollenspiel vermengt
sich hier mit meiner Freude an der korrektiven manuellen Pädagogik. Noch ein
Schuss Uniformfetischismus, eine Prise Tunnelspiele und schon war das
Straflager geboren. Ein bis zweimal im Jahr laden wir zur
Gruppenerziehung. Nach ausführlicher Bewerbung wählen wir sorgsam unsere
Lagerinsassen aus und sorgen dafür, dass innerhalb von 48 Stunden eine
dauerhafte Verhaltenskorrektur eintritt. Wir, dass sind Frau Oberleutnant Lady
Alruna, die Lagerärztin Frau Dr. Luven und ich, Frau Major. Wir setzen dabei auf eine strenge Zucht,
ständige Überwachung und individuelle strafpädagogische Massnahmen.
Neben der Gruppenerziehung gibt es
natürlich auch die Möglichkeit sich mittels Dunkelhaft oder Einzelhaft den
besonders schweren und hartnäckigen Fällen zuzuwenden. Zur Zeit träume ich davon, ein ehemaliges
russisches Militärgelände zu bespielen, ein richtiges Feldlager zu errichten
und mit einer richtigen Mannschaft ein ganzes Rudel umzuerziehen. Ach ja!
Lady Sas: Zum Thema Online-Erziehung sagst Du: „Ich
widme mich auch online meiner Leidenschaft, denn mein Spielzeug ist zuerst Dein
Geist...“ Welche Möglichkeiten der Online-Erziehung gibt es denn?
Lady Velvet Steel: Da machen wir jetzt aber ein ganzes Fass
auf. In meinen Augen wird die Online-Erziehung heutzutage unter-, als auch
überschätzt. Einerseits lehnen die ganzen 'echten'
SMer Onlineerziehung als 'unauthentisch' oder 'virtuell' ab, andererseits
erwarten dann manche Onlinegäste die Epiphanie ihrer sexuellen Erfüllung. Beides ist irgendwo Quatsch. Natürlich ersetzt eine Onlineerziehung
keine handfeste Spankingsession, aber das wäre ja auch ein wenig wie Äpfel mit
Birnen zu vergleichen. Auch finde ich Onlineerziehung für
blutige Anfänger eher ungeeignet, schliesslich geht es hier noch ganz viel um
Entdecken und Erfahren. Doch gerade Beginner kontaktieren mich gerne online,
das ist einerseits so schön anonym und nicht so furchterregend, wie der Gang
ins Studio. Online funktioniert vieles, was beiden
Seiten Spaß macht, eher klassische Sessions vor der Webcam, mit Aufgaben,
Strafen und Wichsanleitungen, Keuschhaltung, E-Mailerziehung, sogar
Vorführungen, entweder vor der Webcam mit Zuschauern oder direkt bei
Streamingportalen, wo sich der Sklave zeigen muss. Das Ganze kann kurzfristig und spontan
stattfinden, z.B. vor der Webcam, oder auch über einen längeren Zeitraum, z.b.
mittels eines Blogs. Hier ist eines schönes Beispiel eines
ehemaligen Sklaven von mir: http://subaxonlvs.blogspot.de/
Dieser Blog ist innerhalb von 3 Montane
entstanden und zeigt sehr schön, was so alles möglich sein könnte. Manchmal hat man halt nicht die
Möglichkeit, sich real zu treffen, sei es bedingt durch Distanz, dadurch, dass
der Vanilla-Partner das nicht duldet oder es muss eben gerade mal ganz schnell
gehen. Andere schätzen gerade die persönliche Distanz, das Begehren aus der
Ferne oder auch die Anonymität. Auch gibt es ja bestimmte Spielarten, die fast
nur online durchgeführt werden, wie zum Beispiel Teamviewersessions,
Blackmailspiele oder Moneyslavery. Da höre ich jetzt schon wieder, wie
unzählige echte SMer verächtlich ihre Nasen rümpfen, schliesslich sei das ja
nur ein Ausnutzen armer schwacher Charaktere, bis hin zum Ruin, aber ich bin
fest davon überzeugt, dass diese vorurteilsbehaftenden Personen, diesen
speziellen Fetisch einfach nicht verstanden haben. Ich persönlich hüte mich
immer davor, anderer Menschen Fetische abzuurteilen, nur weil sie sich mir
nicht auf den ersten Blick erschliessen mögen.
Lady Sas: Was muss man sich denn unter "Teamviewersessions" vorstellen?
Lady Velvet Steel: Teamviewer ist ein Programm, dass die
Fernsteuerung eines fremden Computers ermöglicht, sofern der Spielpartner dies
erlaubt. In Teamviewersessions geht es viel um Restriktion – zum Beispiel das
Beschränken des Internetzugriffs durch Aktivierung einer Kindersicherung,
Kontrolle und Demütigung, Chatverlauf oder Browserhistory kontrollieren,
peinliche Bilder oder private Dokumente finden, etc.. Hier sind der Fantasie
kaum Grenzen gesetzt!
Lady Sas: Du genießt speziell was strenge
Abstrafungen angeht einen hervorragenden Ruf als Zuchtmeisterin. Kam es schon
einmal vor, dass eine Herrin ihren Sklaven zu Dir geschickt hat, um ihn mal
richtig ordentlich bestrafen zu lassen? Zum Beispiel im Rahmen des Straflagers?
Lady Velvet Steel: Solcherart formulierte Anfragen erhalte
ich natürlich öfter. Solange dann der junge Mann pünktlich zum vereinbarten
Zeitpunkt vor der Tür steht, ist es mir auch egal, ob die Vorstellung, von
jemandem geschickt worden zu sein, seinem Kopfkino entsprungen ist, oder er
tatsächlich eine vorgeschriebene Abeibung abholt. Manchmal erhalte ich Briefe
von den Frauen – auch hier ist es mir egal, ob diese existieren oder nicht, in
denen die Vergehen verzeichnet sind und ein Strafmaß vorgeschlagen wird. Sowas
finde ich immer ganz grossartig, weil es gleich mein eigenes Kopfkino beflügelt! Manchmal kommt aber auch ein Gast mit
seiner Ehefrau, damit sie sich bestimmte anspruchsvollere Bestrafungsmethoden
zeigen lassen kann oder wir ihn gemeinsam zur Brust nehmen. Eine meiner liebsten Sessionerinnerungen
ist allerdings die Peitschensession, in der der Mann seine Frau zu mir gebracht
hat, eine waschechte Masochistin. Er hatte sich nie so richtig rangetraut, die
Liebe und Fürsorge war zu gross. Wir hatten eine richtig tolle Session
zusammen!
Lady Sas: Wie stehst Du zum Thema permanente Kennzeichnen
des Sklaven? Würdest Du ein Tattoo mit Deinen Initialen akzeptieren?
Lady Velvet Steel: Wenn's denn glücklich macht? Warum nicht?
Wenn ein Sklave das Bedürfnis hat, seine Ergebenheit und Bewunderung durch
eine solche Kennzeichnung zum Ausdruck zu bringen, dann freut mich das
natürlich sehr. Ich persönliche brauche sowas jedoch nicht. Wenn ich aber
tatsächlich eines Tages mal ein schönes Eigentum finde, dann werde ich dieses
durchaus kennzeichnen, allerdings würde ich da ein Branding vorziehen. Schön
auf die seitliche Hinterbacke, ganz so wie Vieh gekennzeichnet wird (lächelt).
Lady Sas: Eine spannende Vorstellung... Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft
aus?
Lady Velvet Steel: Zu allererst möchte ich noch viele schöne
Sessions erleben dürfen! Ich werde als der Zunft der dominanten Damen noch
einige Jahre erhalten bleiben. In ganz unmittelbarer Zukunft möchte ich mich
weiter für die Anerkennung und Entstigmatisierung von SexarbeiterInnen
einsetzen. Deswegen bin ich auch dem Berufsverband erotische und sexuelle
Dienstleistungen beigetreten. http://berufsverband-sexarbeit.de/
Diese zur Zeit existierende
abolitionistische Strömung in dieser Gesellschaft macht mich nämlich ganz
unwohl, eine Strömung, die meiner Ansicht nach in einem aufgeklärten
Deutschland im Jahre 2014 nichts, aber auch gar nichts verloren hat! Na, und irgendwann möchte ich mich natürlich in
meinem –noch zu erwerbenden – viktorianischen Anwesen samt meiner Dienerschaft
zurückziehen und dort
bis alle Tage rauschende Orgien feiern...
Lady Sas: Wow! Sag Bescheid, wenn es soweit ist... Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Mehr über Lady Velvet Steel erfährst Du hier.
Ein wahrhaftiges Interview!
AntwortenLöschenIch kenne sie aus einigen Sessions und dem Straflager. Ziemlich authentisch und versiert die Dame. Sie gehört zu recht in die Riege der großen Dominas!
Das waren immer authentische Begegnungen
Wer wissen will, und freue mich, dass sie mit ihrem Interview zu den großen Dominas anderen gDas sie zu den ganz Großen im Domina-Ge
Ich kenne sie ja aus einigen Sessions
Ein tolles, interessantes Interview. Ich finde hierin vieles in Worten erklärt, was ich selbst in den bisherigen Sessions mit LadyVelvet Steel erleben durfte.
AntwortenLöschenSie zu kennen und persönlich zu erleben, ist ein wunderbares Geschenk.
Ein ergebener Sklave
W.