Wer sich sein Studium finanzieren will, muss sich häufig bei Gelegenheitsjobs von einem Chef herumkommandieren lassen. Besser, man ist selbst der Chef und kommandiert andere herum. Zum Beispiel als Domina in einem Studio. Diesen cleveren Weg hat Miss Cloé Savage gewählt. Eigentlich naheliegend, wenn man seit vielen Jahren in SM-Clubs verkehrt.
"Jungdomina" ist der Titel, den sie im exklusiven Studio "Casa Casal" in Düsseldorf trägt. Darüber hinaus ist sie Model. Aus Spaß an Gothik und Fetisch-Kleidung. Und sicher auch, weil sie eben aussieht, wie sie aussieht. Umwerfend. Ein Gespräch über das Leben zwischen Studium und Studio, komische Schreie aus dem WG-Zimmer und herzlose Roboterschlagarme.
UPDATE 2019: Inzwischen ist Cloé Savage im House of Bizarre Dreams in Düsseldorf anzutreffen.
UPDATE 2019: Inzwischen ist Cloé Savage im House of Bizarre Dreams in Düsseldorf anzutreffen.
Lady Sas: Liebe Chloe, Du bist im Studio Casa Casal in Essen als
Domina tätig. Wie kam es dazu? Beschreibe uns bitte kurz Deinen Werdegang.

Lady Sas: Du studierst noch. Bist Du schon mal von einem Kommilitonen
auf Deine interessante Nebentätigkeit angesprochen worden? Wie hast Du reagiert
bzw. wie würdest Du reagieren?
Miss Cloé Savage: Indirekt. Als ich noch neu in der Szene war, habe ich Wert
auf Erkennungszeichen gelegt. Es war wahrscheinlich der Ausdruck meines
Wunsches, offiziell dazu zu gehören. Daher habe ich den so genannten Ring der O
getragen, auf der linken Hand versteht sich. Solche Codes zeigen ja, welche
Neigungen man hat und denen wollte ich unmissverständlich kund tun. Und eines
Tages hat mich eine Kommilitonin aus dem höheren Semester darauf angesprochen,
ob dieser Ring bloß ein
Schmuckstück für mich darstellt oder ob sich noch eine weitere Bedeutung
dahinter verbirgt. In dem Moment war mir klar, dass sie Bescheid wissen muss.
Es machte mir aber nichts aus und ich habe ehrlich geantwortet, dass ich eine
SMlerin bin. Was ist schon dabei, wenn beide Menschen im selben Bot sitzen? Sie
hat nur wissend gelächelt und für mich hat es sich so angefühlt, als ob ich ein
Mitglied eines geheimen Bundes wäre, so eine Art perverse Freimauerer. Meine Mitbewohnerinnen in der WG
wussten natürlich auch Bescheid, weil
ich damit sehr offen umgegangen bin. Ich fand es besser, als auf die
Frage zu warten, was für komische Schreie gelegentlich aus meinem Zimmer
ertönen. Außerdem bin ich auch eine Grufti, wie man es charmant im Deutschen
nennt, und kleide mich oft dementsprechend, also erwarten die Leute in meiner
Umgebung, dass ich zwangsläufig anders bin.
Lady Sas: Wie muss man sich das vorstellen, wenn man als junge Frau in
einem Dominastudio anfängt? Gibt es da Übungsstunden? Ein Training?
Miss Cloé Savage: Wie schon erwähnt, habe ich die ersten Erfahrungen auf
diesem Gebiet in meinem privaten Umfeld gesammelt. Ich war also keine Jungfrau
mehr. Allerdings würden diese nie für die professionelle Ausübung dieses Berufs reichen. Also durfte ich
den Sessions meiner erfahreneren Kolleginnen beiwohnen. Außerdem wurde mir die
Funktionsweise diverser Gerätschaften erklärt, ich wurde in einige Praktiken,
mit denen ich zuvor nicht zu tun hatte, eingeweiht. Aber man entwickelt sich
ständig. Es gibt natürlich Praktiken, die ich immer noch nicht beherrsche, aber
ich lerne gerne dazu.
Lady Sas: Was reizt Dich am SM-Spiel?
Miss Cloé Savage: An erster Stelle kommen auf jeden Fall die Emotionen. Es ist
berauschend zu sehen, dass man in dem Gegenüber Angst, Begierde, Verzweiflung,
Hoffnung erzeugen kann. Es ist wunderbar zu beobachten, wenn die Session nach
all dem Gefühlschaos in einer Art Katharsis endet. Und während des Spiels kann
man sich in eine andere Person verwandeln: aufwendig gestylt, in Latex oder
Leder gehüllt. Darüber hinaus ist das ganze Leben ein bisschen SM, mit
verteilten Rollen, bestimmten Ritualen und dem Spiel mit Macht und Ohnmacht.
Nur beim sexuell ausgeübten SM kann man die richtige Seite selbst wählen. Es
ist doch schön!
Lady Sas: Was macht eine besonders gelungene Session für Dich aus?
Miss Cloé Savage: Nach einer gelungenen Session verspüren alle Beteiligen ein
Glücksgefühl, die Zufriedenheit, dass alles so gelaufen ist, wie man es sich
vorgestellt hat. Aber damit es zustande kommen kann, sollten die Fantasien des
aktiven und des passiven Parts sehr gut zusammenpassen, die berühmte Chemie
sollte stimmen. Es ist schön, wenn die Wünsche sich umsetzen lassen und
trotzdem eine Prise Spontanität, ein Überraschungseffekt dazu kommt.
Abwechselnde Ernsthaftigkeit und Humor, Spannung, Aufregung. Und nicht zuletzt
hilft es, wenn die Menschen auch intellektuell auf derselben Wellenlänge sind. Korsetts und High Hells gilt meine Leidenschaft. Aber da bin
ich als Frau sicherlich nicht alleine. Etwas exotischer ist da sicherlich
Latex, obwohl auch dieser Stoff aus dem Fetischbereich immer salonfähiger wird
und sogar auf dem roten Teppich auch nicht mehr so schockierend wirkt. Ich
stehe allgemein auf auffällige und außergewöhnliche Designs, unbequem gibt es
dann nicht, nur nicht extravagant und krass genug. Ein anderer Fetisch sind die Schlaginstrumente, also Peitschen, Singletails und ähnliches. Ich bin nämlich
viel mehr sadistisch als dominant, ich finde es äußerst ansprechend zu sehen,
wie die Haut unter der Einwirkung dieser Gegenstände ihre Struktur verändert.
Lady Sas: Gibt es auch Gäste, die nicht zum Orgasmus kommen wollen?
Und wenn ja: Warum ist das wohl so?
Miss Cloé Savage: Ja, solche Gäste gibt es auch, zwar nicht allzu oft, aber
gelegentlich sagen die Männer schon beim Vorgespräch, dass sie am Ende keine
Hohepunkt erleben wollen, zumindest keinen sichtbaren körperlichen. Ihr
Orgasmus findet dann im Kopf statt. Zum größten Teil sind es die Flagellanten
aus der extremeren Fraktion. Leider habe ich noch nie jemanden im echten
Sub-Space erlebt, aber es scheint ein Äquivalent zum Orgasmus zu sein. Manchmal gibt es einen anderen Grund
für die Enthaltung: In solchen
Fällen dient SM zur Verarbeitung anderer Erfahrungen und dann steht das
Sexuelle nicht im Mittelpunkt.
Lady Sas: Was inspiriert Dich? Wie kommst Du auf neue Ideen für
Sessions?
Miss Cloé Savage: In erster Linie sind es die Gäste, die mit ihren Fantasien
an mich heran treten und diese verwirklicht haben möchten. Aber auch Bücher wie
Yukio Mishimas „Geständnis einer Maske“ und Filme wie „Bitter Moon“ oder „Tokyo
Decadence“ sind eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Mancher Stoff bleibt
allerdings nur als Kopfkino bestehen und es ist auch besser so. De Sades
Ausführungen, die in „Salo“ auf die Leinwand projiziert wurden, sind in den
meisten Fällen mit dem verantwortungsbewussten SM nach dem SSC (safe, sane,
consensual) Prinzip nicht zu vereinbaren genauso wenig wie Apollinaires „11 000
Ruten“. Interessant finde ich, dass es auf der einen Seite sehr
viele verschiedene Fantasien gibt, mit denen die Männer ein SM-Studio
aufsuchen, doch auf der anderen Seite wiederholen sich die Szenarien oder
Wünsche immer wieder. Wirklich ausgefallene Vorstellungen sind eher selten.
Lady Sas: Welches SM-Gerät, das es so noch nicht gibt, müsste
unbedingt erfunden werden?
Miss Cloé Savage: Da denke ich an einen Roboterarm, der mit Gerten, Peitschen
und anderen Schlaginstrumenten umgehen könnte. Dann müsste die Herrin die
eigene Hand nicht mehr belasten und könnte gemütlich dem Opfer während dessen
in die Augen schauen. Manche Männer stehen gerade darauf, von
Maschinen misshandelt zu werden, weil diese nun wirklich buchstäblich herzlos
sind, auf ihr Flehen nicht hören und nie müde werden, sondern erst dann
aufhören, wenn die Batterie leer ist. Nein, im Ernst, manchmal bekomme ich das Gefühl, dass alles,
was im sexuellen Bereich denkbar ist, schon erfunden wurde und irgendwo auf dem
Markt existiert. Da fallen mir solche Dinge wie ein Atemkontrollgerät oder die
so genannte Venus. Bei den eigenen Sessions merke ich, dass mir eine Vorrichtung
fehlt, in der ein Mensch
schnell, unkompliziert, bequem, unfall- und zugleich fluchtsicher und – ganz
wichtig – von allen Seiten bespielbar
befestigt werden könnte. So eine Art Papageienschaukel light.
Lady Sas: Weißt Du schon, ob Du der Szene als Herrin erhalten bleiben
willst – oder wirst Du Dich nach Deinem Studium davon zurückziehen?
Miss Cloé Savage: Sicherlich wird meine Veranlagung nicht dadurch beeinflusst,
ob ich einen Uni-Abschluss in der Tasche habe oder nicht, also werde ich meine SM-Neigung weiterhin
ausleben wollen. Ob ich es dann in einem Studio machen werde oder nur noch
privat, das weiß ich noch nicht. Ein gut ausgerüstetes Studio bietet natürlich
sehr viele Spielmöglichkeiten, die man sich zu Hause nicht leisten kann, sowohl
finanziell als auch platztechnisch.
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